Reisen und dennoch das Klima schützen
Klimafreundlich Reisen – geht das überhaupt? In dem Experiment Klimaschonendes berufliches Reisen erkundet KARLA, wie Dienstreisen klimaschonender gestaltet werden können. Gute Ansätze sind beispielsweise, Reiseaufkommen zu vermeiden oder zu reduzieren, die Verkehrsmittel zu verlagern und die Reise vorab gut zu planen.
Die unterschiedlichen klimafreundlichen Reiseformen werden mit Hilfe von Selbstexperimenten an ausgewählten Instituten des KIT erprobt. Selbstexperimente erlauben es, Alltägliches zu hinterfragen, Routinen und Gewohnheiten in einem geschützten Rahmen zu verändern und dadurch Treibhausgase einzusparen. Hierzu fand ein Auftaktworkshop im November 2022 statt. Eingeladen waren Vertretende und Entscheidende aus unterschiedlichen KIT-Einrichtungen, die mitwirken möchten, Dienstreisen und wissenschaftlichen Austausch möglichst nachhaltig zu gestalten.
Treibhausgase reduzieren
Dienstreisen sind verantwortlich für einen Großteil der Treibhausgasemissionen an Hochschulen und tragen somit zum Klimawandel bei. Dies gilt insbesondere für Flugreisen. So konnten im Jahr 2019 an der Hochschule Eberswalde rund ein Viertel der Treibhausgasemissionen auf Flugreisen zurückgeführt werden. Hier geht es zum Nachhaltigkeitsbericht 2018-2020.
An der ETH Zürich lag der Anteil von Flugreisen im Jahr 2019 sogar bei fast der Hälfte der Gesamtemissionen, wie im Nachhaltigkeitsbericht der ETH Zürich nachzulesen ist.
Gleichzeitig sind Dienstreisen wichtig für den wissenschaftlichen Austausch und die Vernetzung untereinander. Sie tragen besonders dazu bei, Vertrauen aufzubauen und bestehende Kontakte zu pflegen. Nicht zuletzt hat die Covid-19 Pandemie gezeigt, dass es auch Alternativen zur klassischen Dienstreise gibt. Digitale Plattformen machen es möglich, Treffen und Meetings in den virtuellen Raum zu verlegen.
Virtuelle Meetings helfen dabei, Reisezeit und somit Treibhausgase einzusparen. Doch sie ersetzen nicht die persönlichen Begegnungen. An dieser Stelle setzt das Experiment von KARLA an, in dem Technik und Soziales zusammengedacht werden. Im Mittelpunkt steht die Frage: Welche technischen Ansätze und gezielten Verhaltensänderungen sind geeignet, um gemeinschaftlich die Treibhausgasemissionen von Dienstreisen zu reduzieren und diese möglichst nachhaltig zu gestalten?
Wege zur klimafreundlichen Reise
Dienstreisen können auf unterschiedlichste Weise klimafreundlicher gestaltet werden. Bei KARLA kommen daher verschiedene Aktivitäten zum Einsatz. Die Spanne reicht dabei vom digitalen Reisehub, über Selbstexperimente bis hin zur Unterstützung der individuellen Reiseplanung. Erfahren Sie hier mehr dazu.
Vermeiden von Reiseaufkommen
Kürzere Wege und Online-Lösungen: Am klimafreundlichsten sind die Dienstreisen, die erst gar nicht angetreten werden oder deren Wegstecken stark verkürzt werden.
Reisehub - Virtuelle Kommunikation über weite Distanz: Stellen Sie sich vor, dass Sie anstatt nach Shanghai zu fliegen, morgens auf Ihr Fahrrad steigen und zum „virtuellen Reisehub“ radeln. Ausgestattet mit dem neusten Stand der Technik sowie mit Arbeits- und Konferenzräumen können Sie virtuell reisen und sich mit Ihren Teammitgliedern austauschen, arbeiten und vernetzen.
Hybride Formate: KARLA erprobt zudem die Potenziale von hybriden Veranstaltungsformaten. Hier werden auch Aspekte der Gerechtigkeit mitgedacht. Online-Zugeschaltete sollten nämlich nicht Teilnehmende zweiter Klasse sein.
Verlagerung der Verkehrsmittel
Klimaschonende Verkehrsmittel nutzen: Bei langen Strecken kann man auf den öffentlichen Fernverkehr ausweichen, im näheren Umfeld können das Rad-, öffentliche Verkehrsmittel oder die eigenen Füße genutzt werden.
Selbstexperimente – Klimaschutz in der eigenen Organisation ausprobieren und (er)leben: Manche Verkehrsmittel sind klimaschädlicher als andere. Allen voran, Flugzeuge und Autos. Darum werden bei KARLA diverse Möglichkeiten ausprobiert und erarbeitet, um klimafreundlicher von A nach B zu reisen. Doch wie kann das in der Praxis aussehen? Stellen Sie sich vor, Sie beschließen mit Ihrem Kollegium ein Jahr lang zu versuchen, gewohnte Flugreisen stattdessen mit dem Zug zurückzulegen. Sie dokumentieren Ihre Erfahrungen und tauschen sich aus. Welche Hürden kristallisieren sich bei der Vorbereitung und während der Reise heraus? Welche positiven Nebeneffekte können beobachtet werden und welche strukturellen Veränderungen sind in der eigenen Institution nötig, um auf Dauer klimafreundlicher unterwegs zu sein? Vor diesem Hintergrund werden bei KARLA ganz unterschiedliche dienstreisebezogene Selbstexperimente von Mitarbeitenden durchgeführt. Die jeweiligen Erfahrungen werden festgehalten und in den jeweiligen Einrichtungen reflektiert.
Verbesserung der Treibhausgasbilanz durch gute Planung und Kompensation
Klimasensible Reiseplanung – vom Anfang bis zum Ende: Bei einer Kompensation wird die Höhe der ausgestoßenen Treibhausgasemissionen berechnet und über sogenannte CO2-Zertifikate finanziell ausgeglichen. Soweit sollte es aber gar nicht erst kommen, weshalb Klimaschutz bereits vor der Reise beginnt. Eine gute Planung ist hier das A & O. Stellen Sie sich vor, Sie werden mit einem Online-Tool bei der Planung unterstützt, welches Ihnen nicht nur die Reiseplanung erleichtert, sondern die Nutzenden für Klimaschutz sensibilisiert, etwa durch die Vergleichbarkeit von Treibhausgasemissionen von unterschiedlichen Verkehrsmitteln. Ein solches Instrument wird aktuell von KARLA entwickelt und mit den Selbstexperimenten in den unterschiedlichen Einrichtungen verknüpft.
Download: Klimafreundliches dienstliches Reisen an wissenschaftlichen Institutionen - Eine Handreichung (November 2021) |
Sie haben Fragen zum KARLA-Experiment Klimaschonendes berufliches Reisen oder wollen in diesem Bereich ein Selbstexperiment starten? Dann wenden Sie sich gerne an Marius Albiez oder nutzen Sie das Kontaktformular.
Zum nächsten Experiment >> Nachhaltiger Klimaschutz im Bauwesen